XVIII.
Beim
'Pavillon auf Bergeshöh'
(Ts'ui-wei T'ing) in Ch'ih-chou
Das Kriegsgewand vom
Staub bedeckt
des ganzen Jahres,
Zum Pavillon hinauf, daß unter Blütenduft
ich kurz verweile.
Wurd nimmer satt, der Wasser Reiz, des Berges
Schönheit zu betrachten;
Kehre im Mondschein nun zurück - des Zelters
Hufe drängten mich zur Eile.
Yüeh Fei (1103-1141)
XIX.
Lautlos und sorgsam-fein
aus ihrem Grunde
rinnt die Quelle,
Im Schatten unter Bäumen schimmert Wasser,
birgt liebend Tages sanfte Helle.
Die Lotosknospen recken zart, von Tau bedeckt,
erst ihre Spitzen,
Und morgens früh steht drüber schwebend
die Wasserjungfer und Libelle.
Yang Wan-li (1124-1206)
XX.
In
der Morgendämmerung geleite ich Lin Tzu-fang
hinaus zum Kloster der Reinen Barmherzigkeit
Endlich am Westsee
dann,
mitten im sechsten Mond,
Der Landschaft Glanz, nicht gleich
dem and'rer Jahreszeiten:
Bis an den Rand des Himmels rührt
der Lotosblätter endlos Jadegrün,
Anders das Rot, da über Wasserrosen
der Sonne erste Strahlen gleiten.
Yang Wan-li (1124-1206)
XXI.
Ich
blieb zur Nacht in
Hsin Shih Hsü Kung Tien
Ein Pfad so tief -
der Bambuszaun
säumte ihn locker-licht.
Blühender Bäume Pracht, sie fiel:
spendete Schatten nicht.
Schnell ihn zu haschen, folgt' der Knabe
dem gelben Schmetterling,
Verhielt am Rand des Kohlfelds erst -
verlor ihn aus der Sicht.
Yang Wan-li (1124-1206)
XXII.
Lacht mir des Bauern
nicht, ist trüb
im Monat La der Wein,
Ein gutes Jahr - an reichgedeckten Tisch
zu Gaste lud es ein!
Aus Bergen kehrte wieder schwere Flut:
unwegsam schien das Land,
Und dann das Dorf, das eine wieder: hingeduckt
in dunkler Weidenbäume Blütenschein!
Flöten, gefolgt von Trommeln, zieh'n vorbei,
künden der Frühlingsopfer nah'nde Zeit:
Nach Väter Brauch bewahrt sind Kleid und Hut,
schlicht noch und einfach-rein.
Will wiederkehrn von nun an noch so manches Mal,
so es die Zeit erlaubt,
Poch' mit dem Wanderstab dann nachts ans Tor,
das Mondlicht im Geleit.
Lu Yu (1125-1210)
XXIII.
Unterwegs
nach Chien-men ('Degen-Tor')
kam ich in leichten Regen
Der Reise Staub auf
meinem Kleid, vom Wein,
den ich gezecht, die Spur:
Zog weit umher - kein Ort, da freudetrunken nicht
mein Herz verging im Zauber der Natur!
Jedoch - ist es geziemend denn, daß ich
mein Lebtag nur Poet gewesen bin?
Hin durch den Regen, wie gesponnen fein,
reit' auf dem Esel ich hinein nach 'Degen-Tor'...
Lu Yu (1125-1210)
XXIV.
Noch einmal auf die Söhne blickend
Eitel und leer der
Dinge Welt - gewahr's
erst sterbend ganz, im Gehen;
Mein Schmerz nur: hab der Heimatgaue Flur
vereint doch nimmermehr gesehen.
Den Tag, da hat erkämpft des Herrschers Heer
das Reich im Norden uns zurück,
Vergiß beim Ahnenopfer zu berichten nicht
dem greisen Vater dann, was ist geschehen!
Lu Yu (1125-1210)
XXV.
Aus
dem Gedichtzyklus
'Bunter Strauß von Gelegenheitsversen
zu den vier Jahreszeiten in Feldern und Gärten'
Bei Tage hinaus, das
Feld zu jäten - am Abend
dann spinnend den Flachs noch drehen:
Die Jugend des Dorfes, Knaben und Mädchen,
ein jeder hat seiner Pflicht nachzugehen.
Auch die Kinder und Enkel - zu schwach beim Pflügen,
unkundig noch, zu weben das Tuch:
Im Schatten des Maulbeerbaums lernen im Spiel sie
mit Kürbiskernen ein Beet anzusäen.
Fan Ch'eng-ta (1126-1193)
XXVI.
Einen
klaren Geist
durch das Studium der Schriften
Ein halbes Mu im Geviert,
der Teich - siehst ihn
gleich einem offenen Spiegel liegen,
Darinnen sich blinkendes Himmelsblau und der
Wolken flüchtige Bilder wiegen.
Und fragst du, woraus denn erlange der Graben
solch klare Tiefe:
Ein Urquell, der ihm zuführt lebendige Wasser,
welche nimmer versiegen!
Chu Hsi (1130-1200)
XXVII.
Im
Gästehaus von Lin An
angeschrieben
Jenseits der Berge
da sind grüne Hügel
und Häuser, die wie hier sich türmen.
Wann nur werden am Westsee wieder
Tanz und Gesang zuendegehen?
Von Schleierdünsten warmer Winde - trunken
die Wand'rer, die da schweifen
Und in Hangchow geradwegs Pienchow,
des Reiches alte Hauptstadt, sehen!
Lin Sheng (um 1180)
XXVIII.
Ich
wanderte zum Garten und
fand ihn verschlossen
Daß schonungsvoll
der Holzsandale harter Tritt
meide die blauen Moose,
Geöffnet lang nicht mehr, der Reisigpforte Tür, an die
ich sachte pochend stoße.
Doch mag, von Frühlingssehnen ganz erfüllt, der Garten
länger sich verschließen nicht:
Hat mir vom Rand der Mauer oben zugereckt von roten Blüten
einen Zweig der Aprikose!
Yeh Shao-weng (um 1224)
XXIX.
Von frischem Grün
weithin das Hügelland,
von weißem Glanz erfüllt der Strom;
In Schwaden, wie von Rauch, schwelt
unter Kuckucksrufen feiner Regen.
Kaum einer müßig da im Dorf - wer hätt'
im vierten Monde nichts zu tun:
Die Raupen fertig erst, das Maulbeerlaub - heißt's
in die Erde schon den Setzling legen.
Weng Chüan (Sung-Zeit)
XXX.
Auf blütenroten
Bäumen sprangen Knospen -
herüber schallt des kecken Pirols Ruf;
Am unbewegten See wächst hoch das Gras -
darüber geht des weißen Reihers Flug.
Die Luft, der Tag so mild und klar -
heiter der Menschen Sinn;
Mit Flöten, Trommeln in der Abendsonne
kehrt heim der Boote kleiner Zug.
Hsü Yüan-chieh (1196?-1245)